Mit mehr als 133.000 Einwohnern ist Würzburg nach Nürnberg die zweitgrößte Stadt Frankens. Die Stadt blickt auf eine sehr lange Geschichte zurück: Sie wurde bereits zu Beginn des 8. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt und entwickelte sich im Mittelalter zu einem wichtigen wirtschaftlichen und geistigen Zentrum Europas. Die barocke Würzburger Residenz der Erzbischöfe wurde 1981 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen und ist seit ihrer Restaurierung in den Nachkriegsjahren eines der bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt. Berühmt für Weinbau und fränkische Kultur punktet Würzburg heute zusätzlich mit modernen Akzenten im Klimaschutz.
Nachhaltig in die Zukunft: Würzburgs Klimaschutzstrategie
Wie viele andere deutsche Kommunen setzt auch Würzburg sich beim Klimaschutz hohe Ziele. Zum Kern des Würzburger Klimaschutzkonzepts gehören der Ausbau erneuerbarer Energien, Sanierungsmaßnahmen für Altbauten im Stadtgebiet, energetische Mindeststandards für Neubauten, verbesserte Mobilitätsangebote und ein attraktiver öffentlicher Personennahverkehr. Im Jahr 2022 hat der Stadtrat das Integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Würzburg beschlossen. Dieses sieht eine Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 vor, wobei die Stadtverwaltung selbst diese bis zum Jahr 2028 anstrebt. Hier spielt vor allem die Integration regenerativer Energien eine Rolle: So sollen städtische Liegenschaften etwa mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden, um den Eigenbedarf an Strom zu decken. Außerdem ist eine Umstellung des städtischen Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge geplant, die emissionsarm und umweltschonend sind. Die Stadtverwaltung möchte damit selbst mit gutem Beispiel vorangehen.
Bereits im Jahr 2010 wurde die Stabsstelle Klimaschutz, die seit Kurzem den Namen Stabsstelle Nachhaltigkeit trägt, institutionell fest in der Stadtverwaltung verankert. In dieser werden die Bereiche Klimaanpassung, Mobilität, Energie, Wärmeplanung, Kreislaufwirtschaft, Trinkwasserversorgung und viele verwandte Themengebiete koordiniert. Besonders im Fokus stehen die Themen Bildung, Kultur, Konsum und Abfall, denen in Klimaschutzkonzepten manch anderer Städte weniger Beachtung geschenkt wird. Die Bürgerbeteiligung hat hierbei in Würzburg höchste Priorität, denn nur durch das aktive Mitwirken der Bewohnerinnen und Bewohner kann eine Klimaanpassungsstrategie erfolgreich umgesetzt werden. Durch die gezielte Förderung von Umweltbildungs- und Beratungsstellen, die Interessierte mit wichtigen Informationen, praktischen Tipps und vielfältigen Angeboten unterstützen, schafft Würzburg die Grundlage für ein zukunftsweisendes Modell im Klimaschutz.
Würzburger Umweltstation: Pionierarbeit im Klimaschutz
Zu den besonderen Angeboten für Bürgerinnen und Bürger gehört die Würzburger Umweltstation, die Anfang der 1990er Jahre im Rahmen der Landesgartenschau als Zentrum der Würzburger Klimaschutzbestrebungen eröffnet wurde und seitdem fester Bestandteil der städtischen Klimaschutzmaßnahmen ist. Als erste Umweltstation Bayerns werden hier Umweltbildung und Informationen zu den Themen Abfall, Recycling und Entsorgung bürgernah und interaktiv vermittelt. Die Arbeit der Umweltstation wird von der Würzburger Recycling GmbH unterstützt. Bei diesem Unternehmen handelt es sich um ein Gemeinschaftsunternehmen der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH, der Karl Fischer & Söhne GmbH, der REMONDIS-Kommunale Dienste Süd GmbH und des Zweckverbands Abfallwirtschaft Raum Würzburg. Im Rahmen einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft sind diese Unternehmen für alle Belange rund um Abfälle, Ressourcenschutz und Recycling in Würzburg verantwortlich und stehen der Stadt dabei mit moderner Technik und jahrzehntelanger Expertise zur Seite. Die Umweltstation organisiert zudem viele städtische Projekte, darunter die jährliche Umwelt-Erlebniswoche, die sich insbesondere an Schülerinnen und Schüler sowie Kinder im Kindergartenalter richtet, sowie verschiedene andere Aktionstage und -wochen zu den Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein.
„Stadtlich Grün“: Projekte für mehr Natur im Würzburger Stadtraum
Neben Parkanlagen und vielen Grünstreifen finden sich im Stadtgebiet Würzburg zwei Naturschutzgebiete sowie drei Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH). Darüber hinaus gibt es Naturwälder und andere Biotope, deren Pflege aktiv zur Artenvielfalt von Insekten und anderen wichtigen Tierarten beiträgt. Auf dem Klimadashboard der Stadt Würzburg werden die Folgen des Klimawandels anschaulich erläutert: So nehmen beispielsweise die Hitzetage seit Jahren zu und Extremwettersituationen treten regelmäßig auf. Ein wichtiges Mittel zur Klimaanpassung sind neben Hitzeaktionsplänen und einer angepassten Stadtplanung auch eine langfristige Grünflächenstrategie. Grüne Oasen haben einen immensen Einfluss auf die Stadt: Sie spenden Schatten und Erholung, erzeugen kühle Korridore für die Stadtluft und entspannen somit das Klima in und um Würzburg. Dieser Effekt soll durch eine Ausweitung von Begrünungsmaßnahmen weiter verstärkt werden.
In Würzburg widmet sich eine fast schon wortwörtliche Förderkampagne dem Thema Stadtbegrünung und Natur im urbanen Raum: Unter dem Motto „Stadtlich Grün“ werden zahlreiche Projekte unterstützt, die sich dem Klimawandel und dem Artenschutz mit einem nachhaltigen Ansatz widmen. Gefördert werden insbesondere Maßnahmen zur Dachbegrünung sowie das besondere Projekt „Baum fürs Baby“. Im Rahmen dessen schenkt die Stadt Eltern neugeborener Kinder einen Obstbaum, den sie wahlweise im eigenen Garten oder im sogenannten Zukunftswald einpflanzen können. Das seit 2019 bestehende Projekt trägt aufgrund seines großen Zuspruchs maßgeblich dazu bei, dass sich das Stadtklima durch die vielen Baumpflanzungen deutlich verbessert hat.
Interessierte Einwohnerinnen und Einwohner können sich darüber hinaus über individuelle Zuschüsse zu verschiedenen Begrünungsmaßnahmen informieren. Die Stadt übernimmt bis zu 50 Prozent der Kosten für Bürgerprojekte und möchte damit die aktive Beteiligung an einer nachhaltigen Stadtgestaltung fördern.